Tag Archives: Gewitter im Kopf

Allgemein / 28. August 2019

Erleichtert: Ursache für häufige Krampfanfälle gefunden!

Erleichtert: Ursache für häufige Krampfanfälle gefunden!

Von Ingolf Stuber

Mit Spannung und gemischten Gefühlen fuhren wir Anfang August nach Dänemark um unsere Josefine erneut von den Ärzten und Therapeuten vom Family Hope Center, den Doman-Therapie-Spezialisten, untersuchen zu lassen. Ziel der drei Tage war es, zu überprüfen, was sich im vergangenen Behandlungszeitraum verändert hat und gegebenenfalls etwas an der Therapie zu verändern.
Wie wir im letzten Blog schon berichtet haben, wollten wir vor allem die Ursache für die vermehrten Krampfanfälle unserer Tochter finden, denn dadurch hatte sich ihr Allgemeinzustand verschlechtert. Dass wir sofort im allerersten Gespräch mit Matthew, dem Chef der Doman-Therapie-Experten, mehr oder weniger zufällig die Ursache für das vermehrte Krampfen finden würden, hatten wir nicht erwartet!

Erkenntnis bei der Atemtherapie

Wir berichteten vom aktuellen Stand. Damit es für Josi nicht zu langweilig wurde und wir die Zeit für sie effektiv nutzen konnten, haben wir nebenbei mit ihr die Atemtherapie mit dem Atemreflexbeutel durchgeführt. Dabei setzen wir den Beutel auf ihre Nase und Mund und warten, dass sie stark einatmet. Dann zählen wir bis 30, der Beutel wird abgenommen und in diesem Moment muss sie ganz tief Luft holen.
Matthew unterhielt sich mit uns, hatte aber auch Josefine im Blick. Auf einmal rief er: „STOP!“. Er hatte bemerkt, dass sie überhaupt nicht tief genug eingeatmet hatte. Er erklärte uns, dass sie deshalb zu wenig Sauerstoff aufnehmen und das Gehirn nicht richtig versorgt werden würde. Das wäre der Grund, warum sie vermehrt krampfen würde.

Richtiges Atmen trainieren

Anhand unserer Tagebuchaufzeichnungen konnten wir genau sagen, wann es mit den Anfällen schlimmer geworden war. Es begann nachdem sie im Frühjahr diesen Jahres eine Grippe und Bronchitis hatte. Seitdem hatte ihre Lunge offensichtlich nicht mehr die Kraft bekommen, die sie vor der Erkrankung hatte.
Unsere Aufgabe ist es jetzt mit ihr das „richtige Atmen“ zu trainieren, dass das Gehirn wieder ausreichend mit Sauerstoff beliefert wird und die epileptischen Anfälle sich verringern. Das heißt: Sechzig Mal am Tag mit dem Atemreflexbeutel üben!

Anschaffung eines Atemgerätes als Therapie-Ergänzung

In Dänemark haben wir zusätzlich mit einem Atemgerät gearbeitet, das über eine Atemrhythmusweste verfügte. Die sorgt dafür, dass Josefine regelmäßig und tief genug einatmen übt. Auch konnten wir dieses Gerät in unserer Urlaubszeit weiter nutzen. Wir sind daher 3 mal wieder nach Svendborg gefahren, damit Josefine diese Stimulation erhält. Uns wurde ans Herz gelegt solch eine Maschine für zu Hause anzuschaffen, weil es eine optimale Ergänzung zum Atemreflexbeutel ist.
Die Kosten für das Atemgerät liegen bei 2.590 Euro plus Versand. Für die weitere Entwicklung von Josefine wird das „richtige Atmen“ für weniger Anfälle sorgen und damit kann sie sich auf allen Gebieten weiterentwickeln. Von daher steht für uns der Kauf dieses Gerätes fest. Wir hoffen auf Ihre und Eure finanzielle Unterstützung, da der Kauf das Therapie-Budget zusätzlich belastet. Die Krankenkasse wird die Anschaffung leider nicht übernehmen.

Weniger epileptische Anfälle durch bessere Atmung

Im Anschluss an die Untersuchungen haben wir noch einige Tage Urlaub in Dänemark gemacht. Zu unserem Tagesprogramm gehörten auch die 60 Atemübungen mit Josefine. Schon nach kurzer Zeit konnten wir beobachten, dass die Häufigkeit der Anfälle abnahm. Sie gingen von 7 – 8 am Tag auf 4-5 zurück!
Alleine für diese Verbesserung hat sich der weite Weg nach Dänemark gelohnt! In den zwei übervollen Untersuchungstagen gab es noch mehr Neues! Welche Anleitungen und Tipps wir bekommen haben im Family Hope Center, die wir jetzt im Alltag umsetzen, erzählen wir im nächsten Blog!

Allgemein / 18. Juni 2019

Traurig und ratlos

Traurig und ratlos: Keine Erfolgsmeldung von Josefine

Von Janine Stuber

Seit unserem letzten Blogbeitrag sind einige Wochen vergangen. Vielleicht habt ihr schon auf Neuigkeiten gewartet! Hier kommen sie. In den letzten Monaten haben wir viel über unseren Alltag und Josefines Fortschritte berichtet. Und viele von Euch freuen sich mit uns. Aber wie werden die Reaktionen sein, wenn wir von Stagnation oder Rückschritt berichten müssen? Denn genau das ist unsere derzeitige Situation.
Wir haben lange mit uns gerungen, ob wir darüber schreiben sollen und können. Schließlich ist uns klar geworden, dass alle, die uns unterstützen, ein Recht darauf haben auch davon zu erfahren.

Plötzlich wieder mehr Krampfanfälle

Mitte April hatten wir mit großer Freude über den Erfolg berichtet, den die konsequente Umstellung auf ketogene Ernährung gebracht hatte. Josefine krampfte viel weniger als zuvor. Wir zählten im Januar nur noch 38 epileptische Anfälle.
Diese gute Phase hielt bis Ende April. Dann wurden es zusehends mehr. Im Mai waren es sogar 77 Krampfanfälle. Wir standen vor einem Rätsel! Woher kam das auf einmal? An der Ernährung hatten wir doch nichts verändert.

Ursache gefunden

Wir kontrollierten die Anfallsprotokolle, die wir führen müssen. Dabei fiel auf, dass die Anfälle mehr wurden, als wir die Gabe der Epilepsie-Medikamente verringert hatten. Ganz nach der Anordnung des Arztes.
Also erhöhten wir die Dosis wie vor der Reduzierung. Nach ein paar Tagen ging es Josefine wesentlich besser. Wir waren happy: Wir hatten die Ursache gefunden. Sie war wieder aufmerksamer und konnte ihre Doman-Übungen  besser durchführen, die sie vorher vor lauter Müdigkeit und Schlappheit fast verweigert hatte.

Zu früh gefreut

Die Freude währte nur kurz. Die Anzahl der Krampfanfälle stieg wieder an. Wir sind heute wieder da, wo wir Ende Mai standen. Sie krampft mehrmals täglich. Die Ärzte vor Ort können uns leider nicht sagen, woher die erneute Verschlechterung kommen könnte.

Weitere Untersuchungen stehen an

Wir sind traurig und ratlos. Dazu kommt, dass Josefine fast jede Nacht laut aufschreit und dann krampft. Wir können nichts anderes für sie tun als bei ihr zu sein. Die Situation zerrt an unseren Nerven und kostet uns viel Kraft. Josefine steckt das alles natürlich auch nicht einfach so weg. Sie ist müde, schlapp und nicht belastbar.

Aushalten und hoffen

Große Hoffnungen setzen wir auf unseren turnusgemäßen Kontrolltermin zur Doman-Therapie in Dänemark. Anfang August wird Josefine wieder von dem Ärzte-und Therapeuten-Team untersucht und der Verlauf der letzten Monate besprochen. Das Team hat viel Erfahrung und so gehen wir davon aus, dass es dort eine Erklärung – und noch wichtiger – Hilfe gibt, dass die Anfälle wieder weniger werden und unsere Josefine wieder die Alte wird.

Eine Erfolgsgeschichte konnten wir heute also nicht bieten. Aber auch das Durchhängen und die Ratlosigkeit gehören zu unserem Leben mit Josefine dazu. Das müssen wir jetzt erstmal Aushalten. Danke für alles Mittragen! Wir hoffen und wünschen uns von Herzen, dass wir im nächsten Blog wieder gute Nachrichten weitergeben können!

Allgemein / 13. April 2018

Endlich richtig sehen!

Von Josefine Stuber mit Hilfe von Papa Ingolf  

Weihnachten 2010: Endlich zu Hause bei Mama und Papa! Die beiden waren so happy! Ich fand es auch klasse! Endlich war mal richtig RUHE angesagt! Kein ständiges Gepiepse von irgendwelchen  Geräten, keine anderen heulenden Babys! Herrlich. Was ich nicht so toll fand: Wenn ich schlafen sollte, wurde ich auch hier verkabelt. Ein Überwachungsmonitor sollte Radau machen, wenn ich nicht richtig Luft bekomme. Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass das Ding auch dann Alarm gibt, wenn ich an den Sensoren rumgespielt habe. Mama oder Papa standen dann immer ganz schnell an meinem Bett! Gar nicht schlecht! Aber irgendwann bin ich dann trotzdem eingeschlafen.

Langweilig wurde es zu Hause auch nicht. Von wegen faul irgendwo rumliegen und mein Babyleben genießen! Nichts da! Ein strammes Programm war angesagt u.a.mit Krankengymnastik. Eine Physiotherapeutin hat mit mir Übungen gemacht. Die einen mochte ich ganz gerne. Mama sagte, dass sei „Bobath“. Bei den anderen wurde mir ganz schnell schlecht und ich bekam dann wieder diese dummen Anfälle. Zum Glück musste ich dann diese „Vojta“ Übungen nicht mehr machen.

Prachtmädchen mit Brille

Die epileptischen Anfälle kamen aber auch ohne die Krankengymnastik immer wieder. Deshalb musste ich in meinem ersten Lebensjahr oft ins Krankenhaus. Die Ärzte sagten, dass ich das Westsyndrom https://de.wikipedia.org/wiki/West-Syndrom habe und  unter BNS Anfällen leide. Die Medizin, die sie mir geben haben, hat überhaupt nicht geholfen. Deshalb musste  ich dann einen Monat lang alle drei Tage lang Kortison bekommen. Stoßtherapie nannten sie das. Mit dem Ergebnis, dass ich immer dicker und dicker wurde. Mama und Papa ist gar nicht aufgefallen. Ihnen war es einfach wichtig, dass mir geholfen wurde und einigermaßen gut ging!

Erst als sie sich jetzt mal Fotos von damals angeschaut haben, fiel ihnen auf, was für ein „Prachtmädchen“ ich damals war! Und eins mit Brille! Jawoll! Ich war noch kein Jahr alt, da hatten sie mir schon eine Brille verpasst! Das Ding auf der Nase war wirklich gewöhnungsbedürftig! Es hat mich ziemlich gestört, weil es immer wieder verrutschte. Einmal in der Woche kam eine Frau von der Sehfrühforderstelle und hat mit mir gespielt. Das fand ich immer cool. Nebenbei habe auch gelernt besser zu sehen. Für mich war der Spaß viel wichtiger!

Aufmerksame Eltern

Mit 16 Monaten, im März 2012, war ich mal wieder in der Klinik zu einer Routineuntersuchung. Die Ärzte wollten uns schon wieder nach Hause schicken, weil ihrer Meinung nach alles in Ordnung war. Aber meine Eltern hatten schon länger bemerkt, dass mein Kopf sich verändert hatte. An einigen Stellen war er weicher geworden. Das machte ihnen Sorge und so fragten sie die Ärztin, was das sein könnte.

Danach war erstmal nichts mehr mit nach Hause fahren! Ich musste sofort ins CT und später noch zum MRT. Die Vermutung war, dass mit meinem Hirndruck etwas nicht stimmte. Leider hat sich das bestätigt und ich musste wieder operiert werden. Ein neuer Shunt musste eingesetzt werden, der dafür sorgen sollte, dass der Druck in meinem Gehirn wieder normal werden konnte. Klar, dass Mama und Papa totale Angst um mich hatten. Aber, Gott sei Dank, es hat alles super geklappt!  

Unerwartete Besserung

Und das Beste: Endlich konnte ich die Welt mit anderen Augen sehen. Ja, wirklich! Denn dadurch, dass der Druck auf meinem Gehirn endlich weg war, konnte ich viel besser gucken. Vorher war alles, das mehr als einen halben Meter von mir entfernt war, total verschwommen! Was habe ich gestaunt, als ich meinem Bett lag und am  Fußteil meine Eltern und die Ärzte entdeckt habe! Meinem Papa hat das sofort gemerkt! Warum? Ich habe meine „Zuschauer“ angelacht!

Von da an hat Papa immer wieder kontrolliert, wie gut ich sehen kann. Er hat mir seine Hand  vorgehalten und die fünf Finger gezeigt und geschaut, wie ich reagierte. Seitdem fand ich Hände sehr cool! Für alle war klar, dass der erste Shunt, den ich bekomme hatte, nicht richtig funktioniert hatte und dadurch der Druck auf mein Gehirn langsam aber stetig angestiegen ist.  Wäre das früher aufgefallen, hätten die Ärzte vermutlich nicht die Kortison Stoßtherapie anordnen müssen. Da hätte ich auch gerne drauf verzichtet. Da macht man was mit im Krankenhaus!

Gewitter im Kopf als Begleiter in die neue Heimat

Leider kamen die „Gewitter im Kopf“, also die Krampfanfälle, trotz neuem Shunt immer wieder. Das war so anstrengend für mich. Ich war total schlapp, manchmal wie abwesend. Die Medikamente, die sie mir eingeflößt haben, machten das noch schlimmer. Ist doch klar, dass ich keine Kraft und Lust hatte, irgendwas Neues zu lernen. Deshalb machten sich die Ärzte und meine Eltern wiederum sorgen, weil ich in meiner Entwicklung zurück war.

Als ich zwei Jahre alt war, wollten meine Eltern von Bayern wieder zurück in ihre Heimat Sachsen ziehen. Als meine Münchener Ärzte das erfuhren, wollten sie mich unbedingt vorher noch mal operieren. Weil ich ja immer noch unter den Anfällen litt, meinten sie, sie müssten nochmal einen neuen Shunt einsetzen, falls der alte doch nicht das Richtige war. Mama und Papa sahen das aber anders und haben sich erfolgreich gegen diese OP gewehrt und mir damit einen großen Gefallen getan. Es wäre nämlich völlig unnötig gewesen! Ein Test hat gezeigt, dass der bisherige Shunt einwandfrei funktioniert.  Übrigens so gut, dass ich ihn heute noch habe – fünf Jahre später!

Wie es für mich in Sachsen weitergangen ist, welche Unterstützung wir hier gefunden haben und was sonst noch alles passiert ist bei uns: Das erzähle ich beim nächsten Mal!