Tschüss Kohlenhydrate, Zucker und Gluten! Bewusste Ernährung bringt
Josefine mehr Lebensqualität
Von Janine Stuber
„Epilepsie“ – eine der Diagnosen, die in den Arztberichten unserer achtjährigen,
mehrfachbehinderten Tochter Josefine steht. Die Anfälle kommen seit den ersten
Lebenswochen wie aus heiterem Himmel. Heute kündigen sie sich damit an, dass sie
merkwürdige Laute von sich gibt. Auch wenn das „Gewitter im Gehirn“ nach zwei bis
drei Minuten wieder vorbei ist, Josi ist danach für Stunden müde und schlapp.
Bis vor einem halben Jahr konnte das bis zu sechs Mal täglich vorkommen. Dass so
etwas für ihre Entwicklung nicht gut ist, liegt auf der Hand. Dann starteten wir mit der
Doman-Therapie und bekamen
auch wichtige Informationen, inwiefern die Ernährung positiven Einfluss auf
epileptische Anfälle hat. Klar, dass wir Josefines Speiseplan umgestellt haben!
Den versteckten Zuckermolekülen auf der Spur
Nun gehen wir noch einen Schritt weiter. Untersuchungen haben ergeben, dass
ketogene Kost , Low Carb und die modifizierte
Atkins Diät epileptische Anfälle deutlich verringern. Alle drei Ernährungsmodelle
verbindet miteinander, dass weitestgehend auf Zucker, Gluten und Kohlenhydrate
verzichtet wird.
Das ist eine echte Herausforderung für mich als Mutter und Köchin! Mir war gar nicht
bewusst, wo diese Bestandteile überall zu finden sind: Nicht nur in Brot, Kartoffeln
und Nudeln. Auch in so etwas Gesundem wie Tomaten und Karotten sind
Kohlenhydrate! Ich musste mich erstmal umfassend informieren.
Von der Speisekarte verbannt
In vielen Lebensmitteln wird Zucker verarbeitet, wo man ihn gar nicht vermutet. Zum
Beispiel in Wurst. Beim Einkaufen kontrolliere ich jetzt immer ganz genau die
Inhaltsstoffe. Josefine darf am Tag maximal 20 Gramm Kohlenhydrate essen.
Deshalb muss ich exakt berechnen, wie hoch der Anteil in jedem Lebensmittel ist,
das sie zu sich nimmt, damit wir nicht über den Richtwert kommen.
Leider sind tierische Milchprodukte momentan auch nicht erlaubt, weil wir festgestellt
haben, dass sie ihre Verdauung negativ beeinflussen. Das bedeutet, dass vieles, das
sie bisher gerne gegessen hat und ich beim Kochen eingesetzt habe, zur Zeit tabu
ist: Sahne, Quark, Joghurt, Milch und Käse.
Neue Möglichkeiten suchen
Mir bleibt nichts anderes: Ich muss nach Alternativen Ausschau halten. Statt Sahne
gibt es jetzt Mandel- oder Kokosmilch in die Sauce. Zu meiner Erleichterung
schmeckt das Josefine gut! Ist das nicht so, zeigt sie das sehr deutlich: Entweder
befördert sie das ungeliebte Essen wieder nach draußen oder der Mund wird gar
nicht erst aufgemacht, wenn sie weiß, was auf dem Löffel auf sie wartet!
Wie gut, dass es mittlerweile sogar bei Discountern und in Supermärkten eine große
Auswahl an Low Carb und glutenfreien Produkten gibt! Dennoch ist es eine große
Umstellung für mich Josefines Speiseplan so zu gestalten, dass es den
Diätvorschriften entspricht und sie weiter mit Appetit essen kann. Die Aussicht, dass
sie durch die richtige Ernährung eines Tages anfallsfrei sein kann und dadurch viel
mehr Lebensqualität haben wird, lässt mich alle Schwierigkeiten vergessen!